Markgräflerland
Im äußersten Südwesten Deutschlands, zwischen dem Rhein und Schwarzwaldhöhen, breitet sich das klimatisch begünstigte und durch Obst und Weinbau geprägte Markgräflerland aus. Hier blühen aber auch Oleander und Hibiskus und besonders die Weintrauben scheinen das Land zu lieben. Und ganz nebenbei gibt es hier im äußersten Südwesten Deutschlands eine Badekultur, deren Tradition sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen lässt. Das Markgräflerland schließt heute südlich an den Großraum Freiburg und dem Breisgau an und reicht südwärts bis zum Rheinknie bei Basel. Früher, als das Markgräglerland noch einen selbstständigen herrschaftlichen Raum bildete, verliefen die Grenzen anderes. Hauptort des Markgräflerlandes ist die Stadt Müllheim. Weitere größere Orte sind Auggen, Lörrach, Bad Bellingen, Malsburg-Marzell, Ballrechten, Maulburg, Badenweiler, Binzen, Buggingen, Neuenweg, Efringen-Kirchen, Schliengen, Eimeldingen, Steinen im Wiesental, Hausen im Wiesental, Sulzburg, Hasel, Tegernau, Heitersheim, Weil am Rhein, Inzlingen, Wieslet, Kandern und Wembach.Die abwechlungsreiche Hügellandschaft wird durch Obstwiesen und Weinberge gebildet. Dann geht das Markgräflerland in bunte Misch- oder dunkle Tannenwälder über, bis am Belchen (1414m) und am Hochblauen (1165m) die höchsten Erhebungen erreicht sind. Wegen des reizvollen Landschaftsbilds und des milden Klimas bezeichnet man für das Markgräflerland gern mit dem Slogan "Toscana Deutschlands". Das heutige Weinbaugebiet Markgräflerland reicht vom Grenzacher Horn sowie Weil am Rhein an der schweizer Grenze bis nach Ebringen kurz vor die Tore Freiburgs im Norden. Kerngebiet ist die Vorbergzone zwischen Rheinebene und Schwarzwald. Typischer Wein der Region ist der Gutedel. Die Weinrebe wurde um 1780 vom badischen Großherzog Markgraf Karl Friedrich von Baden aus dem schweizerischen Vevey ins Markgräflerland gebracht. Aufgrund des günstigen Klimas gedeihen aber auch Burgundersorten im Markgräflerland. Berühmtester Markgräfler ist seit mehr als 2 Jahrhunderten der Dichter Johann Peter Hebel, der viele Gedichte in der alemannischen Mundart verfasst hat und bei Johann Wolfgang Goethe hohes Ansehen genoss.
Geschichte des Markgräflerlandes
Das Gebiet des Markgräflerland wurde vor rund 3000 Jahren durch verschiedene Stämme der Kelten besiedelt. Im Jahre 53 v. Chr. kamen erstmals die Römer unter ihrem Feldherrn Caesar an das Rheinknie bei Basel. Einige Jahrzehnte später eroberten die Römer vollständig dieses Gebiet. Es wurde unter Kaiser Titus Flavius Vespasianus kultiviert. Die zuvor hier lebenden Kelten wurden vermutlich in das Römische Leben integriert, blieben vielleicht auch teilweise ihrer eigenen Kultur in abgelegenen Seitentälern treu. Die Römer errichteten auf den Hügeln Siedlungen und Gehöfte. Diese nannte man Villa Urbana. Die Reste einer Villa Urbana ist östlich des Malteserschlosses zu sehen. Das Gebiet des Markgräflerland war für rund 300 Jahre ein Teil des rechtsrheinischen römischen "Agri decumates" (Zehntland). Dieses Gebiet war durch den Rhein, die Donau und den nordöstlich gelegenen Limes gesichert. Die Alamannen eroberten ab 260 n. Chr. das südliche rechtsrheinische Gebiet. Erst Mitte des 5. Jahrhunderts gelang des den Alemannen, die Römer Schweiz, dem östlichen Frankreich zu verdrängen und sich dauerhaft niederzulassen.
Allerdings folgten Konflikte mit dem benachbarten Stamm der Franken, welche nach Süden expandierten. Die Alamannen führten mit den Franken gegen Ende des 5. Jahrhunderts Krieg um die Vorherrschaft, in welchem die Franken den entscheidenden Sieg bei Zülpich unter ihrem König Chlodwig I. errangen konnten. Das alamannische Gebiet viel an das Frankenreich der Merowinger und wurde Christanisiert. Das Gebiet des späteren Markgräflerlandes und des Breisgaus wurde dadurch vorerst Besitz fränkischer Adliger. Um 775 beschenkten fränkische Adlige verschiedene Klöster mit Grundbesitz aus, zunehmend gewann der alemannische Adel wieder an herrschaftlichen Einfluss. Die geschichtlichen Fundamente des Markgräflerlandes ruhen ab dem Hochmittelalter auf den Schultern der Herren von Rötteln. Woher das Adelsgeschlecht seine Ursprünge hat, liegt bis heute noch im Dunkeln. Ihren Namen erhielten sie von der alten Burg Rötteln oberhalb von Lörrach. Anfangs traten sie rund um Lörrach als Verwalter von Lehen der Klöster Murbach und St. Gallen in der heutigen Schweiz auf.
Ihre erste urkundliche Benennung erreicht uns dem Jahr 1102, als Dietrich von Rötteln, der Vogt von St. Alban zu Basel, als Besitzer einiger Lehen im Südwesten genannt wird. Vermutlich hatten die Herren von Rötteln schon im 11.und beginnenden 12. Jahrhundert soviel militärische Macht, dass der Bischof Burkhart von Basel ihnen die Verantwortung für die Sicherheit des neu neugegründeten Kloster St. Alban in Basel anvertraute. Die Herren von Röttel blieben allerdings nur eine Erscheinung des Hochmittelalters. Der letzte große Edelfreie Rötteler war Otto, der Sohn von Konrad von Rötteln und Stadtgründer von Schopfheim im Wiesental. Sein Sohn, Walter III. von Rötteln, verstarb am 25. 9. 1310. Damit erloschen die Edelfreien von Rötteln im Mannesstamm. Noch lebte allerdings ein Onkel des letzten Edelfreien von Rötteln. Liuthold II. von Rötteln, der eigentlich Bischof von Basel hätte werden sollen, sah die ausweglose Lage und nutzte noch die Gunst der Stunde, die Rechte an der Rötteler Herrschaft an den Markgrafen Heinrich von Hachberg-Sausenberg, der übriggebliebenen Erbtochter von Rötteln. Liuthold II. von Rötteln starb dann schließlich am 19. 5. 1316 als letzter männlicher Vertreter der Herren von Rötteln.
Mit der Schenkung der Herren von Rötteln an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg endet ein erster Abschnitt in der politischen Entwicklung des Markgräflerlandes. Und es beginnt die zweite Etappe der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg waren schon eine Weile in der Region ansässig. Seit 1094 hatten sie die Vogtei über das Kloster St. Georgen und sie besaßen einige Güter im heutigen Dreiländereck wie in Kleinkems und Blansingen. Außerdem hatten sie die Vogtei über den rechtsrheinisches Besitz des Klosters St. Alban in Basel und sie traten schließlich das Erbe der Herren von Rötteln Erbe angetreten. Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, deren hoher Titel von der Mark Verona stammt, sind seit 1161 im Besitz der Hochburg nahe Emmendingen. Sie waren im Laufe der zeit durch Stiftungen und Verhandlungen mit den großen Klöstern der Region zu Einfluss und Reichtum gelangt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts gehörte der Sausenberg zwar noch dem Kloster St. Blasien, doch aus nicht genau überlieferten gründen erwarben Markgrafen von Hachberg im Jahr 1232 den Besitz und nannten sich fortan Hachberg-Sausenberg.
Sie erschlossen das erworbene Gebiet und bauten unter anderem die Sauseburg entweder neu oder die erweiterten einen Vorgängerbau. Dort ließen sie sich nun für eine Zeit lang nieder, denn urkundlich wird das Adelsgeschlecht 1297 und 1371 auf der Sausenburg genannt. Bis zur Vereinigung mit der Herrschaft Rötteln im Jahr 1316 blieb die Sausenburg nördlich von Kandern der Verwaltungsmittelpunkt der Herrschaft Sausenberg, danach wurde die Administration in Rötteln zusammengefasst. Ab dem Jahr 1376 erwarb Markgraf Rudolf III. in Basel die Häuser "ze Straßburg" und "ze Aarberg" in der Augustinergasse. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Markgrafen in Basel versuchten, präsent zu sein. Dies hatte aber vermutlich nicht nur politische gründe, sondern einen Sitz in Basel zu besitzen hieß in der damaligen Zeit, auch in kriegerischen Zeiten den Schutz der Basler Stadtmauern zu genießen. In jene Zeit fällt auch der Ausbau der Kirche zu Füßen der Burg Rötteln. Rudolf III. machte für die Kirche in Rötteln in den Jahren 1387-1391 größere Stiftungen. Allerdings lag die Grablege des Geschlechts lange Zeit noch im Kloster Sitzenkirch nahe der Burg Sausenberg. Auf Markgraf Rudolf III. geht auch die Schaffung der Landvogtei, des späteren Oberamtes von Rötteln, zurück. Es ist die zeit, wo sich die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg langsam aber sicher dauerhaft auf der Burg Rötteln niederlassen und die zu ihrem neuen Zentrum ausbauen.
Ein weiterer Meilenstein in der Herrschaft Hachberg-Sausenburg war der Zugewinn der Herrschaft Badenweiler. Graf Johann von Freiburg, der letzte seines Geschlechtes, schenkte am 08. September 1444 die Herrschaft Badenweiler seinen Neffen Rudolf IV. und Hugo von Hachberg-Sausenberg. Nachdem die Herrschaften Rötteln und Hachberg-Sausenberg bereits im Jahr 1315 zusammengekommen waren, kam nun die Herrschaft Badenweiler hinzu. Mit dieser Verschmelzung war somit aus politischer Sicht das heutige Markgräflerland vollständig. Das Datum der Schenkung, der 08.09.1444, wird auch heute noch gerne als der Geburtstag des Markgräflerlandes aufgegriffen. Markgraf Philipp war der letzte männliche Vertreter seines Geschlechts. Er übernahm die Herrschaft Hachberg-Sausenberg im Jahr 1487. Am 26.August 1490 schloss er in weiser Voraussicht einen Erbvertrag mit den Markgrafen von Baden-Durlach. Nach diesem Vertrag sollte sein Besitz, das Markgräflerland, nach seinem Tod an Markgraf Christoph von Baden-Durlach fallen. Dieser Entschluss wurde mit ausdrücklicher Zustimmung der "Landschaft", d. h. den Vertretern der Bevölkerung, abgestimmt. Nach seinem Tod begann im Jahr 1503 begann nun die dritte Phase des Markgräflerlandes, mit dem Übergang der Herrschaft Hachberg-Sausenberg an das badische Herrscherhaus Baden-Durlach.
Eine entscheidende Änderung im Markgräflerland war bedingt durch ein weitreichendes Ereignis des 16. Jahrhunderts. Die Reformation, die zuerst in Basel ihren Ausgangspunkt in der Region nahm, kam sie auch ins Markgräflerland. Obwohl Basel die Lehre Zwinglis annahm, haben die Markgrafen von Baden-Durlach im Markgräflerland die Reformation Luthers eingeführt. Der amtierende Markgraf Karl II. erklärte am 0l. Juni 1556 die Lehre Luthers in sein gesamtes Gebiet für bindend. Dies führte zu zahlreichen Erneuerungen im alltäglichen, kulturellen und geistigen Leben der Menschen. Neben dem Ablauf des Gottesdienstes änderte sich auch das Streben nach Wissen. Im Markgräflerland entstanden zumindest in den größeren Orten Lateinschulen, wie z.B. in Kandern und in Lörrach. Nach einer kulturellen Blühte des Markgräflerlandes im 16. Jahrhundert endete die Zeit mit dem beginn des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 1627 musste Markgraf Friedrich V. als protestantischer Landesherr nach Württemberg fliehen, da vorgesehen war, in seinen Ländern die Reformation abzuschaffen und im Jahr 1629 sollte der bei der Reformation erfolgte Übergang der Kirchengüter in den Besitz der Herrschaft rückgängig gemacht werden.
Der Einmarsch der protestantischen Schweden 1633 verhinderte dieses Vorhaben und nach dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 erreichte Friedrich V. die Wiedereinsetzung in seine Herrschaft nach dem Stand von vor 1618. Die Herrschaft Baden-Baden und die österreichischen Vorlande mit dem Breisgau blieben aber katholisch. Seit dem 17. Jahrhundert wurde die Verwaltung des Markgräflerlandes nach Durlach und später nach Karlsruhe verlegt. Dabei verlor insbesondere die Burg Rötteln ihre zentrale militärische und politische Funktion. Das letzte große Ereignis im Jahre 1677, das auf der Burg Rötteln stattfand, war die Huldigung der Untertanen an Friedrich VII. Magnus. Einige Zeit später wurde sie durch französische Truppen zerstört. Die Entwicklung des Markgräflerlandes lief nun parallel zu der Entwicklung der badischen Lande. Nachdem Napoleon dass Land an der Grenze zum Rhein politisch wie und militärisch in seine Konzept gegen die Großmacht Österreich-Habsburg einband, erfolgte damit auch ein Zugewinn an Land. Im Frieden von Luneville des Jahre 1801 bestimmte Napoleon den Rhein als endgültige Grenze zwischen Frankreich und den verschiedenen deutschen Ländern. Für den Verlust der zahlreichen linksrheinischen Besitztümer vor allem im Elsass wurden die Landesfürsten mit rechtsrheinischen Besitztümern entschädigt. Vor allem die Markgrafen von Baden profitierten von dieser Entwicklung. Spätestens nach 1806 hatte das mittlerweile zum Großherzogtum erhobene Baden seine jetzige Größe erreicht und war eine Einheit von Mannheim bis nach Lörrach und von Konstanz bis nach Villingen.
Auggen im Markgräflerland
Auggen ist eines der ältesten Winzerdörfer des Markgräflerlandes. Bereits in der Bronzezeit war das Gebiet um Auggen bewohnt. 752 n. Chr. wird Auggen erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt.
Badenweiler im Markgräflerland
Badenweiler gehört zu den traditionsreichsten Kurbädern Europas und erlangte bereits im 19. Jahrhundert, bedingt durch seine Beliebtheit beim europäischen Adel, den Ruf eines Weltbades. Seine wunderbare Lage am Fuße des Schwarzwaldberges Blauen, die weithin sichtbare Burgruine der Zähringer Herzöge, der Kurpark sowie die freigelegte römische Thermenanlage mit dem modernen Äquivalent – das Thermalbad Cassiopeia - sind die Hauptattraktionen des Ortes.
Ballrechten-Dottingen
Die Doppelgemeinde Ballrechten-Dottingen, die sich an den Westrand des weinbewachsenen Castellberg schmiegt, liegt zwischen Staufen und Sulzburg im Markgräflerland.
Bad Bellingen im Markgräflerland
An die tausend Jahre alt ist der Ort zwischen Rhein und Vorbergzone, der im Jahr 1006 als "Bellikon" erstmals in einer Schenkungsurkunde des deutschen Kaisers Heinrich II. an den Dompropst von Basel erwähnt wird. Mehrere bedeutende Klöster hatten im Lauf der Jahrhunderte hier Besitz, so wie z.B. das schweizer Benediktiner-Abtei Muri, der Bad Bellingen die älteste Rebordnung Deutschlands verdankt.
Bad Krozingen im Markgräflerland
Zwischen Rhein, Rebland und Schwarzwald liegt die Stadt Bad Krozingen, das seit der Entdeckung einer Thermalquelle im Jahre 1911 zum Heilbad aufstieg. Der alte Marktflecken wurde erstmals im Jahr 807 n. Chr. in einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen schriftlich genannt.
Betberg im Markgräflerland
Betberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Buggingen und liegt als kleiner Weiler abseits der Landstraße. Das Dorf ist einer der ältesten Orte des Markgräflerlandes.
Binzen im Markgräflerland
Am südlichen Zipfel des Markgräflerlandes, im unteren Kandertal, liegt die Gemeinde Binzen. Binzen wird erstmals 767 n. Chr. schriftlich erwähnt als eines von mehreren Dörfern, die ein Graf aus dem Breisgau an das fränkische Kloster St. Denis (Paris) verkaufte.
Buggingen im Markgräflerland
Buggingen ist eine Gemeinde im Markgräflerland, die sich im Osten an Weinberge schmiegt, und im Westen zur Rheinebene öffnet. Urkundlich wird Buggingen erstmals 778 n. Chr. genannt.
Ebringen
Das Weindorf zu Füßen des Schönbergs wird bereits im Jahr 720 n.Chr. in einer frühen Breisgauer Urkunde genannt. Es geht aber auf eine wesentlich ältere alemannische Siedlung zurück. Im Jahr 1150 errichteten die Herren von Ebringen die Schneeburg, von deren Zerstörung während der Bauernaufstände 1525/26 noch die Ruinen künden.
Efringen-Kirchen im Markgräflerland
Eine römische Befestigung, alemannische Gräber und eine im 9. Jahrhundert dokumentierte Pfalz der Karolinger bezeugen, dass die Gegend rund um Efringen-Kirchen auf eine lange Besiedlungsgeschichte zurückblickt.
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