Schweiz
Die Schweiz, amtlich Schweizerische Eidgenossenschaft oder lateinisch Confoederatio Helvetica genannt, ist ein Staat im Herzen Europas. Das Land grenzt nördlich an Deutschland, östlich an Liechtenstein und Österreich, südlich an Italien und westlich an Frankreich. Die Eidgenossenschaft existiert als loser Staatenbund seit dem 13. Jahrhundert. Die Schweiz in ihrer heutigen Form als föderalistischer Bundesstaat wurde mit der Bundesverfassung von 1848 geschaffen. Sie gliedert sich seit 1979 in 26 Kantone.Offizielle Landessprachen der rund 7,5 Millionen Einwohner sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Die außenpolitische Neutralität der Schweiz ist seit dem Wiener Kongress im Jahr 1815 völkerrechtlich anerkannt und hat ihre Wurzeln im 16. Jahrhundert, als durch Neutralität auf kriegerische Expansion verzichtet wurde. Der Name Schweiz ist die ins Schriftdeutsche übertragene Form des eigentlichen Kantonsnamens Schwyz, der sich im Laufe der Jahrhunderte auf die gesamte Eidgenossenschaft verallgemeinert hatte. Das Landeskennzeichen der Schweiz ist "CH", für Confoederatio Helvetica, die lateinische Bezeichnung für Schweizerische Eidgenossenschaft.
Die größte Stadt der Schweiz ist Zürich mit rund 370.000 Einwohnern. Es folgen die Städte Genf mit rund 185.000, Basel mit rund 165.000, Bern mit rund 128.000, Lausanne mit 116000, Winterthur rund 100.000, St. Gallen südlich des Bodensees mit rund 70.000 und Luzern mit ca. 58.000 Einwohnern. Die Entstehung der Eidgenossenschaft geht ins 13. Jahrhundert zurück. Einem Nationalmythos zufolge wurde der Bund am 1. August 1291 auf der Rütli-Wiese beschworen, daher die Bezeichnung Rütlischur. Als zu jener Zeit die Grafen von Habsburg ihre gräflichen gerichtlichen und grundherrlichen Rechte im Bereich der damals so genannten Waldorte zu einer geschlossenen Landesherrschaft auszubauen versuchten, griff der staufische König Heinrich VII. ein und erwarb 1231 die verpfändete Vogtei zurück ans Reich. Grund für diese Maßnahme waren unter anderem strategische, wie z.B. die Sicherung des Gotthardpasses als wichtige Alpenüberquerung nach Italien.
Im Jahr 1240 stellte der Stauferkaiser Friedrich II. auch das habsburgische Schwyz unter seinen Schutz, doch blieb dies wegen seines Todes unwirksam. So war letztendlich nur Uri reichsunmittelbar, als nach König Rudolfs I. (1273-91) Tod die drei Waldorte Uri, Schwyz und Unterwaiden 1291 einen Ewigen Bund zur Sicherung des Landfriedens schlossen. Der schwelende Konflikt zwischen dem jungen eidgenössischen Bund und den Habsburgern brach 1314 mit einem Überfall der Schwyzer auf das habsburgerische. Kloster Einsiedeln offen aus. Als Herzog Leopold I. die von König Friedrich III. verhängte Reichsacht vollstrecken und die habsburgische. Herrschaft wiederherstellen wollte, erlitten die Habsburger bei Morgarten 1315 eine schwere Niederlage.
Als Folge des überraschenden Sieges der Eidgenossenschaft bestätigte Kaiser Ludwig IV. Rechte und Privilegien der Eidgenossenschaft, für die sich nun die Gesamtbezeichnung Schweiz und Schweizer einbürgerte. Durch den Beitritt von einigen Städten zum eidgenössischen Bund wie Luzem (1332), Zürich (1351), Glarus (1352), Zug und Bern (1353) wuchs dieser auf insgesamt 8 Orte an. Orte war bis 1798 der Name von Vollmitgliedern, ab dem 189. Jahrhundert setzte sich die bis heute gültige Bezeichnung Kantone durch. Erneute Versuche die Macht der Habsburger auf eigenössischem Gebiet durch Herzog Leopold IM. von Österreich (1351-86) wieder herzustellen, scheiterten in den Schlachten bei Sempach (1386) und Näfels (1388). Daraufhin erkannte letztendlich das Haus Habsburg die Unabhängigkeit der Schweizer vom habsburgischen Territorialstaat an. 1415 einverleibten die Eidgenossen den habsburgischen Aargau und 1460 auch den Thurgau als erste so genannte Untertanenländer.
Gegen aggressive Expansionsversuche des Großherzogtums Burgund, das sich westlich der Alpen auf dem heutigen französischen Staatsgebiet erstreckte, wehrten sich die Schweizer Eidgenossenschaft erfolgreich sogar im Bunde mit Habsburg. Dazu trugen die Siege 1476 bei Grandson und Murten maßgeblich bei. Doch all die Auseinandersetzungen mit dem Hause Habsburg, das seit 1439 auch im Besitz des Kaisertums war, vergrößerten auch die Distanz zum Deutschen Reich. Als Kaiser Maximilian (1493-1519) die Eidgenossenschaft zur Annahme der Wormser Reichsreform von 1495 zwingen wollte, kam es 1499 zum so genannten "Schwabenkrieg", in dem sich die Eidgenossen - u.a. nach Siegen bei Schwaderloh und an der Calven im Frieden von Basel dem Reichswillen erfolgreich wiedersetzten.
Im Friede von Basel verzichtete Kaiser Maximilian auf die Zuständigkeit des Reichskammergerichts sowie auf Reichssteuern. Er entließ damit de facto die Eidgenossen aus dem Reich. Ausnahmen waren die Chur, Einsiedeln, Muri und St. Gallen. Im 16. Jahrhundert wuchs die Eidgenossenschaft weiter. Städte wie Freiburg und Solothurn, Basel und Schaffhausen, Appenzell, Genf, Bern und Lausanne kamen hinzu. Nach der Schlacht bei Marignano im Jahr 1515 wurde auf Expansion nach Süden gen Italien zugunsten strikter Neutralität verzichtet. Die von Zwingli (1523) und Calvin (1541) durchgeführte Reformation brachte die erste große Unruhe innerhalb der Eidgenossenschaft. Er spaltete zwar den Bund, konnte ihn aber trotz der Kappeler Kriege (1529-31) nicht auseinander bringen. Im Jahr 1566 einigten sich beide Religionsparteien in der so genannten II. Helvetischen Konfession. Im Westfälischen Frieden 1648 – 30 Jahre lang hatte vor allem auf dem heutigen deutschen Staatsgebiet ein erbitterter blutiger Krieg stattgefunden - wurde die Eidgenossenschaft auch staatsrechtlich souverän und wuchs in der Folgezeit weiter an.
Am 5. Mai 1798 wurde die Alte Eidgenossenschaft von Frankreich besetzt. Im Gebiet der Schweiz wurde daraufhin nach französischem Vorbild die Helvetische Republik als Zentralstaat errichtet. Nach mehreren Staatsstreichen und der Niederschlagung eines bewaffneten Aufstands verordnete Napoléon Bonaparte 1803 in der Mediationsakte der Schweiz wieder eine föderalistische Verfassung mit autonomen Kantonen. Im Jahr 1815 wurden die inneren und äußeren Grenzen der Schweiz im Wiener Kongress international anerkannt. Das bewegte 19. Jahrhundert brachte aber auch mit der Industrialisierung und der stürmischen Entwicklung des Verkehrs und der technischen Kommunikationsmittel tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Umwälzungen. Der Grundstein für die moderne Schweiz wurde ebenso im 19. Jahrhundert gelegt. Das wichtigste Ereignis war die Annahme der Verfassung von 1848, welche dem Land eine zentralistischere Form gab und einen einzigen Wirtschaftsraum bildete, der den kantonalen Rivalitäten ein Ende setzte und eine wirtschaftliche Entwicklung ohne innere Grenzen ermöglichte. Unter anderem schaffte die neue Regierung die internen Zölle ab, vereinheitlichte Währung Masse und Gewichte und monopolisierte das Postwesen.
Diese Voraussetzungen ermöglichten die Entwicklung verschiedener Industriezweige und Dienstleistungen wie Chemie-, Maschinen-, Nahrungsmittelindustrie und das Bankwesen, die bis heute Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft sind. 1960 war die Schweiz an der Gründung der Europäischen Freihandels-Assoziation EFTA beteiligt, 1963 trat sie dem Europarat und 1975 der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE bei. Außerdem ist die Schweiz Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD.
Seit 1992 ist die Schweiz Mitglied der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. Ziel dieser Institutionen ist es, arme Länder im Kampf gegen die Armut zu unterstützen und damit einen Beitrag zur Förderung der wirtschaftlichen und finanziellen Stabilität zu leisten. Seit mehr als 100 Jahren beherbergt die Schweiz auch zahlreiche internationale Organisationen.Dazu gehören z.B. das Büro der Vereinten Nationen in Genf (UNOG), Internationale Arbeitsorganisation (IAO), Internationales Erziehungsamt/Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (BIE/UNESCO), Internationale Fernmeldeunion (ITU), Weltgesundheitsorganisation (WHO), Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), Weltorganisation für Meteorologie (WMO), der Weltpostverein (UPU) oder die Europäische Freihandels-Assoziation (EFTA).
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