Burgen in Südbaden
Eine Burg ist eine mittelalterliche Wehranlage, die seinen Bewohnern zugleich als Wohn- und Lebensraum diente. Die Burg als bewohnte Festung entwickelte sich aus den frühgeschichtlichen Fluchtburgen der Kelten und Germanen, sowie aus römischen Wehrbefestigungen. Besonders die römischen Kastelle entlang des Limes, die stets von einem Wall und Graben umgeben waren und die Grenztürme direkt ander Wallanlage (lat. burgus), hinterließen bleibenden Eindruck bei den germanischen Volksgruppen. Das Wort "Burgus" haben sich die Römer sogar in jener Zeit aus der germanischen Sprache entliehen. Denn die Germanen pflegten zu dieser Zeit die kleine Kastelle der Römer als Burgus zu bezeichnen, da sie diese Wehranlagen täglich sahen bei Ein- und Ausreise auf römisches Gebiet im Rahmen des täglichen Handelsvekehrs oder sogar im Dienste des römischen Militärs standen.In Europa setzte der typisch mittelalterliche Burgenbau gegen Ende des 9. Jahrhunderts ein. Er erreichte seine Blühte im 12. und 13. Jahrhundert durch den Aufstieg des Rittertums. Neben alten Kirchen, die noch in vielen südbadischen Orten mit reich verzierten Innen- und Außenausstattung stehen, gelten Burgen allgemein als das markanteste Erbe des Mittelalters. Sie künden mit ihren mächtigen Mauern, wehrhaften Türmen, imposanten Toranlagen und Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowohl von einer architektonischen Höchstleistung als auch von den ungemütlichen und kriegerischen Zeiten eines vergangenen Zeitalters. Das Wort Burg stammt aus der germanische Sprache und meinte ursprünglich einen "geschützten Ort" oder eine "befestigte Höhe" als Zufluchtsort vor Feinden. Es ist verwandt mit Berg, aus strategischen Gründen der bevorzugte Standort vieler Burgen. Seit dem 10. Jahrhundert n. Chr. bezeichnet das Wort einen befestigten Wohnplatz oder den Ort der Herrschaftsausübung.
Die Silbe -burg- ist auch heute noch in vielen Ortsnamen wie z. B. Freiburg, Neuenburg, Maulburg oder Diersburg enthalten und verweist darauf, dass am Anfang der dortigen Siedlungsentwicklung eine befestigte Anlage an diesem Ort stand, die dann zum Ausgangspunkt der Ansiedlung oder einer neuen Marktstätte wurde. Archäologen gehen davon aus, dass es im Mittelalter mehr als 15.000 Burgen gegeben hat. Der Begriff Burg wird auch gerne in einem erweiterten Sinn für verschiedene Typen vor- und frühgeschichtlicher Festungsanlagen in Europa gewählt. Dazu zählen die nicht ständig bewohnten frühgeschichtlichen Wallanlagen, die als so genannte Flucht- oder Volksburgen in ganz Europa anzutreffen sind. Dazu gehören z.B. die Orte der Kelten, die mit einem Wall umgeben wurden. Ihre Wallablage beschrieb bereits Caesar in seinem Buch "De bello Gallico" und er bezeichnete die keltische Wallanlage als "muros gallicus", zu deutsch die "gallische Mauer". Ein der größten keltischen Wallanlagen, die man bisher im deutschen Südwesten archäologisch nachgewiesen hat, war das Tarodunum bei Kirchzarten im Dreisamtal.
Die Entwicklung der Burgen zum Wohnsitz des Hochadels wie Kaiser, Könige, Herzöge und des niederen Adels bzw. Dienstadels entwickelte sich am dem 11. Jahrhundert. Als Wohnsitze dienten sie insbesondere als Zentren der Herrschaftsausübung, aber gleichzeitig auch der Kontrolle und Sicherung wichtiger Verkehrswege und Anlagen, dem Schutz gefährdeter Grenzgebiete oder auch der Zollerhebung. Daher ist es kaum verwunderlich, dass viele Burgen an Passstraßen, Flussübergänge, Häfen oder beim Zusammentreffen größere Verkehrswege entstanden. Aber auch der Wunsch Schutz und Sicherheit spielte eine bedeutende Rolle, selbst die römischen Päpste ließen das einstige Mausoleum des römischen Kaiser Hadrians im 10. Jahrhundert zur Engelsburg umbauen.
Da Burgen in erster Linie als gut zu verteidigende Wohnsitze und als Zentren der Herrschaftsausübung von Königen, Herzögen, Grafen und anderen dienten, war für die Wahl des Bauplatzes daher der jeweilige Hauptzweck maßgebend, den eine Burg erfüllen sollte. Die Geländelage beeinflusste die Bauweise und die Form der Burg. Nach der jeweiligen Geländetopografie unterscheidet man zwei grundlegende Kategorien: die Höhenburg und die Niederungsburg. Um Wehr- und Wohnfunktion gleichzeitig erfüllen zu können, musste neben der Hauptfunktion der Verteidigung auch genügend Platz für Wohnanlagen innerhalb der Kernburg vorhanden sein, aber ebenso Platz für Wirtschaftsanlagen wie Viehställe, Vorratslager, Schmiede und eine eigene Wasserversorgung. Diese wurden meist als Vorburgen in das Verteidigungssystem integriert. Nach dem jeweiligen hierarchischen Stand des Bauherrn unterscheidet man zwischen Allodialburgen, Lehenburgen, Stadtburgen, Bischofsburgen, Domburgen, Ordensburgen oder Zwingburgen unterscheiden.
Die größte Burgendichte bestand um 1300 Jahrhundert herum. Mit der Entstehung von Städten, dem Aufkommen eines neuen und einflussreichen Stadtbürgertums und der Erfindung der Kanonen im 15. Jahrhundert, denen die ritterlichen Wehrbauten nicht mehr standzuhalten vermochten, ging das Zeitalter der klassischen Burg zu Ende. Im 19. Jahrhundert - es war die Zeit der Romantik - entstand eine gewisse Sehnsucht nach der Zeit des Mittelalters, die dazu führte, dass man Schlösser im Stil alter Burgen baute. Beispiele hierfür sind die Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg und vor allem das bayrische Schloss Neuschwanstein. Diese Märchenburgen haben allerdings mit der Realität des Mittelalters wenig zu tun. Es handelt sich um reine Produkte der zeitgenössischen Phantasie. Neuschwanstein wurde gar von einem Bühnenbildner entworfen. Aber auch seriöse Forscher - wie der bekannte Burgenforscher Bodo Ebhardt - beteiligten sich mit Restaurierungen, wie etwa der Hochkönigsburg im Elsass. Bodo Heinrich Justus Ebhardt, geboren am 5. Januar 1865 in Bremen und am 13. Februar 1945 auf der Marksburg bei Braubach verstorben, war ein deutscher Architekt, Architekturhistoriker, Burgenforscher, Gründer und langjähriger Präsident der Deutschen Burgenvereinigung. Orte mit mittelalterlichem Flair sind in Südbaden Burkheim, Laufenburg (Baden), Breisach, Meersburg, Bad Säckingen, Stühlingen, Engen im Hegau, Tiengen am Hochrhein, Gengenbach, Villingen, Konstanz und Waldshut.
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