Vorarlberger Bauschule
Der Begriff "Vorarlberger Bauschule" bezeichnet eine aus Vorarlberg (Österreich) stammende Gruppe von Architekten, Maurermeistern und Handwerkern, die in der Zeit des Hoch- und Spätbarock vor allem in Süddeutschland (Oberschwaben, Bodensee, Südbaden) und der Schweiz tätig waren. Durch ihr Wirken übten sie nachhaltigen Einfluss auf die Baukunst ihrer Epoche aus. Die vor allem im Auftrag von Klöstern arbeitenden Baukünstler waren verwandtschaftlich eng miteinander verbunden. Bedeutendste Vertreter jener Zeit waren die Baumeisterfamilien Thumb und Beer sowie Caspar Mosbrugger. Aus dieser eng verzahnten, zunftähnlich organisierten Gruppe, die ihr künstlerisches Zentrum in Au und dem Lechtal im Bregenzer Wald hatte, entwickelte sich eine in den Raumstrukturen ihrer Sakralbauten stark vereinheitlichte Bauschule, die im so genannten Vorarlberger Münsterschema ihren Ausdruck fand.Dieser sich rasch verbreitende Typus konstituiert sich aus einem tonnengewölbten, einschiffigen Langhaus, das beiderseits von einer Reihe von Kapellen mit darüber liegenden Emporen flankiert wird. Daran schließt sich im Osten ein kaum über die Außenflucht des Baus hinaustretendes Querhaus sowie ein das Langhaussystem fortsetzender Chor an. Auch Doppeltürme sind typisch für die Kirchbauten der Vorarlberger Bauschule. Dieses erstmals an der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen (1681-1696) und an der Klosterkirche Obermarchtal (1686-92) ausformulierte Schema wurde später auch auf so genannte Profanräume, wie z.B. die Klosterbibliotheken in St. Peter im Hochschwarzwald und St. Gallen in der Schweiz übertragen. Bekannte Sehenswürdigkeiten in Südbaden sind unter anderem Klosterkirche Rheinau, die Bibliothek des Benediktinerklosters St. Peter im SChwarzwald oder die Wallfahrtskirche Birnau bei Uhldingen-Mühlhofen.
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