Kloster Oberried
Tief eingebettet in die Landschaft zwischen Feldberg- und Schauinslandmassiv liegt die Gemeinde Oberried und seine Ortsteile am südöstlichen Rand des Dreisamtals. Bereits im frühen 12. Jahrhundert wurde das Tal "ob dem Ried" von Kirchzarten aus besiedelt. Im so genannten "Rotulus Sanpetrinus", einem über 6 m langen Pergamentrodel, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Kloster Sankt Peter im Schwarzwald geschrieben wurde, wird am Anfang des 13. Jahrhunderts ein Besitz des Klosters St. Peter in Oberried genannt.Aber überwiegend waren grundherrliche Rechte im südlichen Dreisamtal im Besitz des Klosters St. Gallen in der heutigen Schweiz, die allerdings allmählich in regional ansässige adelige Hände übergingen. Die Herren von Tengen, ein im westlichen Hegau beheimatetes Adelsgeschlecht, gewährten im Jahre 1237 auf ihren Lehensbesitz im Wilhelmiter Tal, heute ein Ortsteil von Oberreid am Fuße des Feldbergs, den Nonnen von Günterstal bei Freiburg ein Kloster zu erbauen.
Das Kloster in Günterstal selbst wurde 1224 gegründet, als sich die ersten Klosterinsassinnen am Fuße des Schauinsland niederließen und ihre Arbeit aufnahmen. Nach dem Angebot, im Dreisamtal ein neues Kloster bauen zu können, verließen die Schwestern vorübergehend Günterstal. Sie hielten es aber nur wenige Jahre mit dem rauen Klima im Tal unterhalb des Feldbergs aus und kamen im Jahr 1244 wieder nach Günterstal zurück, diesmal dauerhaft.
Im Jahr 1252 wurde die klösterliche Niederlassung in der Güntertäler Nonnen schließlich von den Wilhelmiten übernommen. Das neugegründete Kloster erhielt den Namen Marienkron. Dieser Schenkung stimmten die Gemeinden von Oberried und dem dazugehörigen Vörlinsbach zu, was auf eine besondere Rechtsstellung der Bauern gegenüber der Grundherrschaft hinweist. Meistens wurde in Regionen, wo die Niederlassung und die Rodungsarbeit besonders hart waren, entsprechende Freiheiten gewährt. In einem Dingrodel aus dem Jahr 1296, in einem Dingrodel werden die Rechte für ein Gebiet niedergelegt, wurden die Lehnsherren des Klosters wiederholt als freie Leute bezeichnet. Der Dingrodel in Oberried wurde 1395 erneuert und in den Jahren 1504 und 1510 abermals ergänzt.
Im Jahr 1266 beginnt allerdings eine Verweisung des Klosters im Tal, nachdem eine Außenstelle der Wilhelmiten in Freiburg aufmachte. Während des weiteren 13. Jahrhunderts konnte das Kloster durch Schenkung, Kauf oder Tausch nahezu die gesamten Grundrechte sowohl im Oberrieder Tal als auch im St. Wilhelmer Tal und in Hofsgrund am Schauinsland erwerben. Unter anderem schenkten die Brüder Konrad und Johann Schnewelin dem Kloster das heutige Hofsgrund. 1507 vereinigte man die Priorate der Wilhelmiten im Wald und der in Freiburg, das Kloster in Oberried wurde aufgegeben. Die Niederlassung in St. Wilhelm blieb allerdings noch bis zum Dreißigjährigen Krieg mit einem kleinen Rest an Mönchen bestehen.
Herrschaftlich übten zunächst die Schnewlin die Kastvogtei über das Kloster Oberried aus. Von 1496 an lag die Vogtei über Oberried bis 1681 bei der Stadt Freiburg. Über St. Wilhelm lag sie mittlerweile bei Österreich. Als im Jahr 1679 das Priorat in Freiburg nach der Besatzung der Stadt durch Frankreich dem Festungsbau zum Opfer gefallen war, siedelten die Wilhelmiten diesmal wieder nach Oberried um, wo sie 1682 bis 1688 die Kirche und das Konventsgebäude neu errichteten. Am 18. Juli 1688 wird der erste Gottesdienst in der Kirche gehalten .Die Gebäude sind auch heute noch das Zentrum von Oberried und beherrschen das Ortsbild. Im Jahr 1725 wurde das Priorat Oberried der Benediktinerabtei St. Blasien im oberen Hotzenwald einverleibt, die von diesem Zeitpunkt an die grundherrlichen Rechte Vorort ausübte. Im Jahr 1724 wurde aus dem Wilhelmitenkloster ein Benediktinerpriorat, aus den sieben Wilhelmiten werden Benediktiner.
1806 ging Oberried an das Großherzogtum Baden. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster erneut aufgelöst und die Gemeinde dem Landamt Freiburg II verwaltungstechnisch zugeteilt. Am 4. Februar 1807 wurde dann endgültig das Priorat Oberried geschlossen. Von den fünf übrig gebliebenen Patres verblieben die drei als Pfarrer bzw. Vikar im Klostergebäude wohnhaft. Die übrigen schlossen sich Abt Rottler und seinen Mitbrüdern von St. Blasien auf dem Weg ins Exil nach St. Paul im Lavanttal in Kärnten an.
Im Jahr 1819 teilte man Oberried dann dem vereinigten Amt Freiburg (seit 1939 Landratsamt) zu. 1824 wurde das St. Wilhelmer Tal von Oberried abgetrennt und war bis 1974 eine selbstständigen Gemeinde. Am 1. April 1936 wurde die bis dato selbstständigen Gemeinden Weilersbach, des Hanisenhof und des Helmlehofs eingegliedert, und schließlich am 1. Oktober 1974 im Zuge der Gemeindereform kamen von Hofsgrund und Zastler zur Gemeinde Oberried hinzu. Nach der in den 1990iger Jahren begonnenen und mittlerweile abgeschlossenen großen Renovierung geben die ehemaligen Konventgebäude mit ihrer Lage im Ortszentrum heute wieder einen Eindruck von der einstigen Bedeutung des Klosters für das südliche Dreisamtal.
In den alten Gemäuern bzw. früheren Konventsgebäuden befindet sich im Westflügel das Rathaus der Gemeinde Oberried. Im Nord- und Ostflügel ist das Pfarrhaus mit Pfarrbüro, Besprechungszimmer und verschiedenen Räume untergebracht. Eine Besonderheit des heutigen Gebäudekomplexes ist die alte Bibliothek, mit einem Bücherbestand aus den letzten Jahrhunderten.
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