Narrengericht Stockach
Das traditionsreiche Narrengericht in Stockach entscheidet jedes Jahr aufs Neue, wen es anzuklagen denkt. Die Person, meist aus der Bundes- oder Landespolitik, muss sich dann vor dem Narrentribunal für seine Missetaten verantworten. Die drohende Strafe besteht z.B. je nach Schwere der Verfehlungen aus einem oder mehreren Eimern Wein zu je 60 Litern, die an das Gericht zu liefern sind. Die Verhandlungen des 1351 gegründeten Narrengerichts gehören zu den Höhepunkten der Fastnacht im Südwesten. Auf der Anklagebank saßen schon Franz-Josef Strauß, Joschka Fischer, Angela Merkel und mehrere baden-württembergische Ministerpräsidenten.Die Entstehung des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts zu Stockach geht auf den Unabhängigkeitskampf der Schweizer Eidgenossenschaft mit den Habsburgern im Mittelalter zurück. Die Schlacht am Morgarten im Jahr 1315 war somit nicht nur die Geburtsstunde der Schweiz, sondern gleichzeitig ebenso die des Stockacher Narrengerichts. Kuony von Stocken, Hofnarr bei Herzog Leopold von Österreich, riet seinem Herrn vor der Schlacht, auch den Ausgang des Kampfes zu bedenken. Er wird mit den Worten überliefert: "Ihr ratet alle, wie Ihr wollet in das Land Schwyz hineinkommen, Euer keiner aber hat geraten, wie Ihr wollet wieder herauskommen." Nach der verlorenen Schlacht durfte er deshalb für seinen weisen Rat einen Wunsch äußern. So wünschte er sich die Gründung eines Narrengerichts in seiner Heimatstadt Stockach.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwand die Abhaltung des Narrengerichts aus dem Leben der Stockacher, nicht aber die Institution eines Narrengerichts. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Brauch wiederbelebt. Er dehnte sich aber jetzt ausschließlich auf Personen des politischen Genres aus. Heute findet die närrische Gerichtsverhandlung stets am "Schmotzige Dunschtig" nach dem Setzen des Narrenbaums in Stockach statt.
Narrengericht Stockach
Traditionelle Fasnacht in Stockach am Bodensee
78333 Stockach
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