Wo sind nur all die Ribblinghieler hin?
Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Eine Umfrage in der Breisgaumetropole Freiburg, was denn ein "Ribbling" sei, würde vermutlich folgendes ergeben: Es handelt sich entweder um das Jungtier einer außereuropäischen Wildschweineart auf dem Freiburger Mundenhof oder um eine gräucherte Schälrippchen-Spezialität aus dem Schwarzwald. Überall? Nein, in der Zunftstube der Breisgauer Narrenzunft in der Turmstraße Freiburg wird es unisono erschallen: Ein "Ribbling" ist eine Murmel.Die Tradition des uralten Kinderspiels mit Murmeln - die im alemannischen Sprachraum vielerorts als "Ribbling" oder "Rübling" bezeichnet werden - nahmen sich ein paar Freiburger Narren als Vorlage und gründeten 1957 die Zunft der Ribblinghieler. Wenn ein Kind einst beim Spiel seine runden Kügelchen aus Glas oder Ton verlor, gab es oftmals dicke Tränen. Darum nannte man jemanden, der für Außenstehende viel Geschrei um Nichts machte, einen "Ribblinghieler", zu Deutsch eine "Murmel-Heulsuse". Häs und Maske der Narrenzunft zeigen einen weinenden Schulbuben in blauem Spielkittel und -hose, mit schneeweißem Kragen, roter Schlaufe und weißen Kniestrümpfen.
Die Herkunft des Wortes "Ribbling" reicht ins Mittelalter zurück und stammt aus dem Rotwelsch, wo es "Würfel" bedeutet. Rotwelsch war die Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden. Im Jahr 1494 erschien "Das Narrenschiff" von Sebastian Brant (1457-1521) in Basel. Es gilt als das erfolgreichste deutschsprachige Buch vor der Reformation. In einem Kapitel schreibt er: "Durch alle schöchelboß er loufft. Mit rübling junen ist syn kouff. Biß er beseuelet hye vnd do". Übersetzt heißt es: "Durch alle Wirtshäuser er lauft. Mit Würfeln spielen ist sein Unterhalt. Betrügt dabei überall". Bei den Alemannen wandelte sich der "Ribbling" im Laufe der Zeit vom Würfel zur Murmel und zum Spielgerät der Kinder. Und wie so mancher die mittelalterliche Beiz nach "rübling junen" mit leerem Geldbeutel gefrustet verließ, so kullerten Kindern beim Murmelspielen auf der Straße und in den Hinterhöfen die Tränen über wie Wange.
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