Am Hemdglunki hängen keine Klunker
Am letzten Donnerstag vor Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, brechen im deutschen Südwesten die Hauptfastnachtstage an. Am "Schmutzige Dunnschidg" fallen besonders die vielen weiß bekleidenden Gestalten mit Nachthemd und Zipfelmütze auf, die Hemdglunker, die scheinbar direkt aus dem Bett gefallen sind. Wo immer sie nun in den Städten und Dörfern auftreten, ist das Land fortan in Narrenhand.Während Hemdglunker spätestens um Mitternacht allmählich wieder verschwinden, gibt es einen nicht-närrischen Glunki, den man ganzjährig antreffen kann. Menschen mit schlaffer Haltung, nachlässiger Kleidung, mit müßiggängerischer Einstellung und tölpelhaften Auftreten, sie werden im Alemannischen gerne als Glunki betitelt. Die Figur des plumpen Trottels oder Witzfigur, bei dem vor Schlaffheit alles herunterbaumelt, fand auch Eingang ins so manche Narrenzunft, wie den Freiburger Glunki, den Betzitglunki St. Märgen, der Narrenzunft Bühler Hemglunkerle, dem Altstadtglunki Neuenburg oder den Schluchseeglunki. Wenn man in der Schweiz als "Glünggi" angeschnauzt wird, dann ist man ein tolpatschiger Halunke.
Das Wort "Glunki" stammt vom altdeutsche "glunkern" für schwanken oder baumeln. Dahinter verbirgt sich vermutlich die indogermanische Wortwurzel „gleu“ für "Zusammengedrücktes", "Geballtes" "Gerundetes" oder "Klumpen". Diese Wortwurzel steckt heute in vielen Wörtern des täglichen Gebrauchs. Den Sinn der kugelförmige Masse findet man z.B. im Knäuel oder im Kloß wieder, auch im Kölschen Klüngel, Vetternwirtschaft im Rheinland, man kennt sich, man steckt die Köpfe zusammen. Im Englischen bedeutet "clot" Klumpen.
Der Wortstamm findet sich ebenso im "Klunker" wieder, umgangssprachlich abwertend für große Schmucksteine. Bei "Klunkern" kennt sich die Männerwelt besonders gut aus, denn laut Schweizerischem Idiotikon hat "Glünggi" aus der selben Wortfamilie die Bedeutung von "Hodensack" und "Hängebauch".
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