Schorle
"Es gib nur ei` Getränk des mi durch d` Fasnet bringt, des mich däzu zwingt dass i Fasnetsliäder sing: Schorli, Schorli, Schorli, Schorli wiss sür". Mit dem Lied "Schorli" bekennt sich die Ortenauer Band Rhinwaldsounds eindeutig zum liebsten badischen Durstlöscher und Feierabendgetränk. Das Schorle ist eine Mischung aus Fruchtsäften oder Wein mit Mineralwasser, süß oder sauer.Über die Herkunft des Wortes "Schorle" ranken sich unterschiedlichste Versionen. In der Sprachwissenschaft vermutet man unter anderem, dass die Bezeichnung Schorle auf den Ausdruck "Schurlemurle" aus dem 18. Jahrhundert zurückgehen könnte. Dies bezeichnete eine Mischung aus Wasser und Wein, war vor allem in Niederbayern gebräuchlich. Andere Deutungsversuche sehen den niederländischen Begriff "schorriemorrie" für Gesindel oder Ausschuss dahinter, welches auf das orientalische "schurmur" für Durcheinander zurückgeht. Dieser Begriff ist auch in anderen europäischen Sprachen nachzuweisen.
Nach dem Kluge-Wörterbuch kommt Schorle vom südwestdeutschen "schure", ein anderes Wort für "sprudeln". Das könnte sinnbildlich den sprudelnden Vorgang beim Vermischen der verschiedenen Getränke ausdrücken. Im Elsässischen verbirgt sich das Wort im "Schur", einem kleinen Wasserfall und im Verb "schure" für rauschend fließen wie ein Wasserfall. Wortgeschichtlich geht das Grundwort auf das altdeutsche "skur" für Unwetter oder Hagelschauer zurück, aus dem sich auch das deutsche Wort "Schauer" oder englische "shower" entwickelte. Eine durchaus nachvollziehbare Wortgeschichte für das Schorle.
Doch woher rührt die Liebe der Badener zum sprudelnden Schorle? Früchte und daraus gepresste Säfte werden seit Jahrtausenden vom Menschen verzehrt. Sie wurden entweder direkt getrunken oder zu "Moscht" bzw. "Suser" vergoren. Wegen des hohem Säure- und Alkoholgehalts gegärter Säfte trank man diese nie unverdünnt. In Gegenden mit kohlensäurehaltigen Quellen - die es am Oberrhein vielerorts gibt - bestimmt auch mit Mineralwasser. Die Bedeutung des Obstanbaus und seiner Verarbeitung erkannte bereits Kaiser Karl der Große (742-814), der in seinem königlichen Erlass "Capitulare de villis" im Detail den Anbau von Obstbäumen und Weinreben beschrieben hat. Vielleicht machte er dadurch den deutschen Südwesten zur Wiege des systematischen Obstanbaus. Das Frucht- oder Weinschorle blickt also in Baden vermutlich auf eine lange Geschichte zurück, aber natürlich nur "wiss sür".
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