E Viertele schlotze
Ein Viertele ist im deutschen Südwesten ein Viertelliter Wein. Das Verweilen in einer Straußen-, Besenwirtschaft oder Weinstube und das "Viertele" gehören einfach zusammen. Es ist ein Symbol von Gastlichkeit und geselligem Beisammenseins. Statt ein Glas Wein trinken sagt man "e Viertele sirpfle" oder "e Viertele schlotze", die gesellige Kundschaft nennt man "Viertelesschlotzer". Das Verb "schlotzen" für "lutschen, saugen oder genüsslich schlürfen" ist nur im alemannischen Sprachraum verbreitet, die Herkunft liegt im Dunkeln. Ein Abwandelung vom spätmitteldeutschen Wort "sluckzen" für "schlucksen" könnte eine Möglichkeit sein.Obwohl das Viertele heute im gesamten deutschen Südwesten ein fester Begriff ist, müssen die Badner sich eingestehen, dass eindeutig eine schwäbische Herkunft vorliegt. Das Viertele war ein historisches Hohlmaß zum Messen von Getreide erst im Herzogtum Württemberg und schließlich ebenso im Königreich Württemberg. Ein Viertele entsprach 0,173 Liter, vier Viertele nannte man Eckle (0,69 Liter), 16 Eckle wiederum entsprachen einem Simri. Der aus dem württembergischen Brackenheim stammende Theodor Heuss (1884-1963) - von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland - war bekennender Vierteleschlotzer. Er sah in einem Viertele sogar ein "Symbol für das Dazugehören", das "im Grunde mit dem Alkohol nichts mehr zu tun" hat.
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